Berlin – Eine neue Variante der sogenannten CAR-T-Zell-Therapie könnte eine Therapieoption bei follikulären Lymphomen und Chronisch Lymphatischer Leukämie (CLL) sein. Das berichten Wissenschaftler vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) in der Zeitschrift Nature Communications (2021; DOI: 10.1038/s41467-020-20488-3).
Bei der CAR-T-Zell-Therapie entnehmen Ärzte den Patienten Immunzellen und rüste sie im Labor derart auf, dass sie bestimmte Oberflächeneiweiße erkennen. Anschließend werden diese Immunzellen vermehrt und dem Patienten zurückgegeben.
Die Therapien kommen in Europa seit dem Jahr 2018 insbesondere bei Patienten mit B-Zell-Lymphomen zum Einsatz, denen die gängigen Krebstherapien nicht geholfen haben. Bisher waren die CAR-T-Zellen vorrangig gegen das Protein CD19 gerichtet, das B-Zellen auf ihrer Oberfläche tragen.
Ein Team um Uta Höpken, die Leiterin der Arbeitsgruppe „Mikroumgebung als Regulator bei Autoimmunität und Krebs“ am MDC, hat jetzt eine Variante entwickelt, mit der die T-Zellen im Labor für ein anderes Erkennungsmerkmal sensibilisiert werden: das Oberflächeneiweiß CXCR5 der B-Zellen.
Bei dem Protein handelt es sich um einen Rezeptor, mit dessen Hilfe reife B-Zellen vom Knochenmark – wo sie gebildet werden – in die Organe des Immunsystems gelangen, etwa in die Lymphknoten und die Milz. „Ohne den Rezeptor würden die B-Zellen ihren Zielort, die B-Zell-Follikel dieser lymphatischen Organe, nicht finden“, erläutert Höpken.
„Alle reifen B-Zellen, auch die entarteten, tragen diesen Rezeptor auf ihrer Oberfläche. Deshalb schien er uns gut geeignet zu sein, um Tumore der B-Zellen aufzuspüren – so dass gegen CXCR5 gerichtete CAR-T-Zellen den Krebs attackieren können“, erklärt Janina Pfeilschifter, Doktorandin in Höpkens Arbeitsgruppe. Sie ist zusammen mit Mario Bunse Erstautorin der Studie.
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Pfeilschifter und Bunse zeigten zunächst, dass verschiedene menschliche Zellen, etwa aus Blutgefäßen, dem Darm und dem Gehirn, den Rezeptor CXCR5 nicht auf ihrer Oberfläche tragen und daher in der Kulturschale auch nicht von den mit CXCR5-CAR ausgerüsteten T-Zellen attackiert werden.
In der Folge konnten sie in vitro und im Mausmodell zeigen, dass die Immuntherapie wirksam und sicher ist. Vor allem für Patienten mit einem follikulären Lymphom oder chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) könnte sich der neue Ansatz eignen, so die Forscher.
„Wir kooperieren bereits mit 2 Krebsmedizinern der Charité und bereiten momentan mit ihnen gemeinsam eine klinische Phase-1/2-Studie vor“, erläutert Armin Rehm, der die MDC-Arbeitsgruppe „Translationale Tumorimmunologie“, leitet.
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